Inkontinenz und Blasenschwäche sind für pflegebedürftige Menschen unangenehm. Trotz verschiedener Pflegehilfsmittel, welche
die Auswirkungen abmildern, sollte die Ursache erkundet und behandelt werden. Um die Lage richtig einzuschätzen, empfehlen Ärzte das
Führen eines Miktionsprotokolls / Miktionstagebuchs. Dort kann eine Dokumentation erfolgen, die das Ausmaß des Krankheitsbildes objektiv
darstellt und der Urologe kann eine Behandlung daraus ableiten.
Inhaltsverzeichnis dieser Seite
> Miktion
> Inkontinenz
> Miktionsprotokoll / Miktionstagebuch Anleitung
> Kostenloser Download: Muster/ Vorlage eines Miktionsprotokolls / Miktionstagebuchs
Miktion bezeichnet den gesteuerten Entleerungsvorgang der Harnblase, welcher autonom durch das Nervensystem gesteuert wird. An diesem Vorgang
sind verschiedene Muskeln beteiligt. Wenn die Muskeln nicht mehr richtig funktionieren, können Probleme beim Urinieren auftreten. Es kann zum
Beispiel zu einer Detrusor-Sphinkter-Dyssynergie (DSD) kommen, bei der eine Funktionsstörung der Beckenbodenmuskulatur bzw. des Blasenschließmuskels
vorliegt. Dies kann zu einer Blasendysfunktion und somit zur Inkontinenz führen.
Abweichungen liegen vor, wenn Menschen täglich mehr als 3000 ml (Polyurie), 100 – 500 ml (Oligurie) oder weniger
als 100 ml (Anurie) ausscheiden.
Miktionsstörungen treten auf, wenn die Blase nicht vollkommen entleert wird (Restharnbildung), man ständig kleine Mengen uriniert
(Pollakisurie), gar kein Wasserlassen möglich ist (Anurie), nächtliches Einnässen vorkommt (Enuresis)
oder Schmerzen beim Urinieren (Dysurie) auftreten.
Besonders im höheren Alter steigt die Wahrscheinlichkeit einer Miktionsstörung an. Die Ursachen können vielfältig sein. Psychische Gründe, körperliche
Dysfunktionen oder altersbedingte Leiden. Für Blasenfunktionsstörungen gibt es daher auch viele Therapieansätze. Bei einer Störung der Miktion sollten
Sie einen Arzt aufsuchen und sich beraten lassen.
Es gibt verschiedene Formen der Inkontinenz:
Stressinkontinenz (Belastungsinkontinenz)
Wenn der Bauchinnendruck stark ansteigt, kann es zum Wasserlassen kommen. Gründe sind beispielsweise Lachen, schweres Tragen, Husten, Niesen, Furzen,
Treppen Steigen oder andere körperliche Anstrengungen. Stressinkontinenz wird in 3 verschiedene Grade – je nach Schwere – eingeteilt. Ein gezieltes
Beckenbodentraining kann hier erfolgreich sein.
Dranginkontinenz
Bezeichnung für einen plötzlich auftretenden Harndrang. Dieser ist meistens so stark, dass keine Toilette mehr erreicht werden kann, bevor die Miktion
erfolgt. Übergewicht, Blasenentzündungen, Diabetes oder Alzheimer können bei dieser Form eine Rolle spielen.
Mischinkontinenz
Die Mischinkontinenz ist eine Kombination aus Belastungsinkontinenz und Dranginkontinenz.
Reflexinkontinenz
Bei einer Störung der Hemmungsbahnen im Nervensystem liegt eine Reflexinkontinenz vor. Die Muskeln können durch diese Störung nicht mehr koordiniert
werden und die Blase entleert sich durch mangelnde Kontrolle.
Überlaufinkontinenz
Eine Abflussstörung verursacht die Überlaufinkontinenz. Der durch den Urin entstehende Druck übersteigt den Verschlussdruck und Urin läuft aus. Mögliche
Ursachen sind Verengungen der Harnröhre, eine vergrößerte Prostata bei Männern oder neurologische Erkrankungen.
Extraurethrale Inkontinenz
Die Urethra (Harnröhre) leidet unter einer Schwäche des Verschlussapparates. Eine operative Korrektur kann häufig erfolgen.
Lachinkontinenz
Die von dieser Inkontinenz betroffenen Personen verlieren beim Lachen die Kontrolle über ihre Blasenfunktion. Medikamente oder ein Training der
Beckenbodenmuskulatur können hier Abhilfe schaffen.
Überaktive Blase Syndrom / Reizblase
Dieses auch als Reizblase existierende Phänomen ist keine direkte Form einer Inkontinenz. Infolge der Reizblase kann allerdings eine Dranginkontinenz
auftreten.
Um ein krankhaftes Verhalten der Miktion festzustellen, muss das Verhalten dokumentiert werden. Ein Miktionsprotokoll (auch Miktionstagebuch) dient zur Erfassung der Flüssigkeitsbilanz. Anhand der Aufzeichnungen können die Ärzte feststellen, ob eine Inkontinenz vorliegt. Das Protokoll ist tabellarisch aufgebaut, so dass die Flüssigkeitsabgabe (in ml) und auftretende Probleme zeitgenau notiert werden müssen. Zusätzlich wird dokumentiert, ob Inkontinenzhilfsmittel wie z.B. Windeln benutzt werden.
Das Miktionsprotokoll sollte mindestens eine Woche geführt werden, um die Aussagekraft der Ergebnisse zu gewährleisten. Um einen Behandlungsfortschritt zu erkennen, sollte das Tagebuch auch während einer Behandlung geführt werden.
So gehen Sie am besten vor:
1. Laden Sie sich das Protokoll als PDF oder Excel-Datei herunter. Sie können es sich ausdrucken oder direkt am PC bearbeiten.
2. Besorgen Sie sich 2 Messbecher. Für die Getränke und den Urin.
3. Dokumentieren Sie für jede Stunde des Tages die Menge der getrunkenen Flüssigkeiten und des ausgeschiedenen Urins. Bedenken Sie, dass
Sie auch Flüssigkeiten in Suppen, Müsli (Milch) und anderen Nahrungsmitteln möglichst genau aufschreiben. Je genauer das Protokoll ist,
desto hilfreicher wird es sein.
4. Notieren Sie bei jeder Miktion auch den Harndrang.
5. Führen Sie das Miktionstagebuch mindestens eine Woche.
6. Fragen Sie Ihren Arzt, ob er besondere Dinge wissen muss und ergänzen Sie das Protokoll notfalls um diese Punkte.
7. Tragen Sie in der Legende fehlende Punkte nach, die Ihnen/ dem Arzt wichtig sind.
8. Drucken Sie sich das Protokoll aus. Jede Seite kann für 3 Tage genutzt werden.