Häufiges Hinfallen ist bei vielen älteren Menschen der Beginn einer schmerzhaften Zeit, in der auch viele Ängste entstehen. Das kann dazu führen, dass diese Personen
sich teilweise gar nicht mehr aus dem Haus (der Wohnung) trauen. Besonders im Winter ist dies häufig der Fall.
Stürze sind einer der häufigsten Gründe, warum Menschen pflegebedürftig werden, da Prellungen, Frakturen und schwere Verletzungen die Folge sind. Die entstandenen Ängste können
ebenfalls direkten Einfluss auf den Körper haben. Weniger Bewegung bedeutet auch weniger Muskelmasse und körperlicher Abbau. Damit gerät man in einen Teufelskreis, der nur
schwer überwunden werden kann.
Aus diesen Gründen ist es wichtig, Stürze zu vermeiden und Risikofaktoren zu minimieren. Wenn ein Sturz nun doch passiert ist und Sie eine Dokumentationsmöglichkeit suchen, bieten wir
Ihnen in unserer Rubrik Pflegeorganisation eine kostenlose Mustervorlage eines Sturzereignisprotokolls zum Download an.
Inhaltsverzeichnis dieser Seite
> Allgemeine Maßnahmen zur Sturzprophylaxe
> Maßnahmen zur Sturzprophylaxe im eigenen Haus/ der Wohnung
> Maßnahmen zur Sturzprophylaxe außerhalb des eigenen Hauses/ der Wohnung
> Beratungsgespräch zur Sturzprophylaxe
> Bettgitter für Senioren
> Sturzprophylaxe Übungen
> Test zum Ermitteln des Sturzrisikos
> Anti-Rutsch-Beschichtung für die Dusche und den Boden
> Mobilitätstest und Hilfe per App - Lindera
Um das Sturzrisiko zu minimieren, muss man einige Dinge beachten. Besonders die körperliche Fitness sollte gestärkt werden, da ein gesunder Körper die beste Prävention
gegen Stürze ist. Beachten Sie folgendes:
- Benutzen Sie sichere Kleidung. (Keine langen Kleidungsstücke, auf die Sie treten können, sicheres Schuhwerk, optimaler Weise ohne Schnürsenkel.
- Sorgen Sie für einen optimalen körperlichen Zustand. Besorgen Sie sich eine Brille, falls nötig. Nehmen Sie regelmäßig Ihre Medikamente. Ernähren Sie sich ausreichend.
- Machen Sie Gleichgewichtsübungen, wenn es möglich ist. Trainieren Sie auch Ihre Muskulatur. Oftmals helfen schon kleine tägliche Übungen für ein paar Minuten.
- Wenn Sie Gehhilfen benutzen, sorgen Sie für eine optimale Einstellung (besonders in der Höhe).
- Nutzen Sie ggf. Hüftprotektoren oder Schutzkleidung.
- Achten Sie auf Ihre Ernährung: Sowohl Übergewicht, als auch Mangelernährung erhöhen das Sturzrisiko.
- Schaffen Sie sich ein barrierefreies Wohnumfeld
- Beseitigen bzw. markieren Sie Hindernisse und Unebenheiten im Boden (Dies können Türschwellen, herumliegende Kabel oder Möbel sein).
- Sorgen Sie für eine ausreichende Beleuchtung, damit Hindernisse schnell erkannt werden.
- Gestalten Sie Ihr Bad altengerecht. Bringen Sie einen Haltegriff neben der Toilette und in der Dusche an. Lassen Sie sich eine niedrige Duschwanne einbauen, damit
Sie keine hohen Hindernisse haben. Machen Sie die Duschfläche sowie die Ein- und Aussteigefläche der Dusche rutschfest.
- Vermeiden Sie glatte Flächen.
- Sorgen Sie für genügend Griffmöglichkeiten an Treppen und Stufen.
- Sichern Sie sich z.B. mit einem Hausnotruf ab, falls Sie stürzen und sich nicht mehr bewegen können.
- Nutzen Sie ein Bettnest, wenn ein Sturz aus dem Bett droht.
- Nutzen Sie Gehhilfen, wenn es erforderlich wird. Eitelkeit ist ein schlechter Berater.
- Sprechen Sie Leute an. Besonders beim Ein- und Aussteigen in einen Bus oder die Bahn kommt es zu Unfällen. Haben Sie keine Angst umstehende Personen um Hilfe zu
bitten. Sprechen Sie auch den Busfahrer an und bitten Sie ihn um etwas Umsicht, wenn Sie aussteigen wollen.
- Vermeiden Sie raschen Richtungswechsel, da Schwindelgefühl droht.
- Planen Sie Ihre Strecken und achten Sie bei neuen Wegen auf Ihre Umgebung und den Untergrund. Merken Sie sich Sitzmöglichkeiten auf Ihren Wegen, falls Sie sich ausruhen möchten.
- Vermeiden Sie Stresssituationen. Gehen Sie rechtzeitig los, wenn Sie einen Termin haben oder einen bestimmten Bus erreichen müssen. Falls Sie einen Bus knapp verpassen, warten Sie lieber auf den nächsten, anstatt hinzurennen.
Um sich bezüglich der Risikofaktoren abzusichern, kann man ein Beratungsgespräch mitmachen. Dabei sind Hausärzte die erste Anlaufstelle. Diese geben eine Grundberatung und können mit Hilfe eines Balancetests feststellen, ob Sie ein erhöhtes Sturzrisiko haben. Weitere Beratungsmöglichkeiten finden Sie bei den Pflegestützpunkten oder bei Ihrem Pflegedienst. In stationären Einrichtungen befinden sich ebenfalls Beratungsstellen, welche Sie besuchen können.
Bettgitter haben einen sehr negativen Ruf, da sie oft zur Fixierung von Pflegebedürftigen genutzt werden. Sie können aber auch hilfreich
sein und Stürze aus dem Bett verhindern. Wir empfehlen allerdings, Bettnester zu verwenden. Diese senken das Verletzungsrisiko und bieten ebenfalls einen ausreichenden Schutz.
Eine weitere Alternative sind sogenannte Niederflurbetten. Das sind spezielle Pflegebetten, welche sehr weit abgesenkt werden können. Bis auf 13cm ist möglich. Das kann
man beispielsweise abends während der Nachtruhe machen. Sobald pflegerische Maßnahmen notwendig sind, kann das Bett wieder auf eine andere Höhe eingestelt werden.
Um das Risiko eines Sturzes zu verrigern, kann man verschiedene Übungen zur Prävention machen. Dabei geht es im Wesentlichen um die Stärkung
der Muskeln, sowie die Verbesserung der muskulären Koordination (Gleichgewichtsübungen). Wer das gerne in einer Gruppe machen möchte, sollte seine Krankenkasse
kontaktieren. Diese sendet Ihnen eine Liste von Gruppenangeboten.
Man kann die Übungen allerdings auch alleine im häuslichen Umfeld machen. Dazu muss man nicht das Haus verlassen. Wichtig ist, dass man die Übungen regelmäßig
macht. Auch wenn einige Übungen anstrengend sind, darf man diese nicht auslassen. Die AOK hat hierzu einige Übungen zusammengefasst und das Vorgehen beschrieben.
Diese Übungen sollten 2 - 3 mal die Woche gemacht werden. Sehen Sie sich die Übungen hier an.
Beachten Sie vor allem die beistehenden Ratschläge.
Um das Sturzrisiko einer Person zu ermitteln gibt es verschiedene Möglichkeiten und Testverfahren. Hier zeigen wir Ihnen die
3 Wichtigsten.
Tinetti-Test:
Mit Hilfe des Tinetti-Tests wird vorzugsweise das Sturzrisiko eines Patienten beurteilt. Dabei handelt es sich um einen Balancetest, der zum einen Teil
im Stehen ausgeführt wird. Die Augen sind während dieses Teils geschlossen und es wird ein Stoß gegen die Brust gegeben. Der zweite Teil ist eine
Gehprobe, bei der die Gangsymmetrie gemessen wird (Schrittlänge und Schritthöhe).
Anhand dieser beiden Teile erfolgt eine Punkteauswertung, bei der maximal 28 Punkte erreicht werden können. Zwischen 15 - 20 Punkten hat der Patient
ein signifikant erhöhtes Sturzrisiko. Weniger als 15 Punkte besagen ein starkes Sturzrisiko.
Barthel-Test / Barthel Index (BI):
Im Gegensatz zum Tinetti-Test ist der Barthel Index eine deutlich umfassendere Möglichkeit, die Mobilität eines Menschen einzuordnen. Bei diesem Index
Werden verschiedene Verhaltensweisen bei bestimmten Aktivitäten getestet. Dazu gehören Essen, Waschen, Toilettennutzung, Baden, Laufen, Treppen
steigen, An- und Auskleiden sowie der Toilettengang. Auch hier wird an Hand eines Punktesystems die Eigenständigkeit gemessen. In einigen Fällen wird
der Barthel-Test genutzt, um das Sturzrisiko zu ermitteln.
Berg-Balance-Test:
Der Berg-Balance-Test ist ein Test zum Beurteilen des Gleichgewichtsverhaltens von Personen. Der Test dauert ca. 20 Minuten. Anhand von 14 Einzeltests
wird ermittelt, wie gut der Patient das Gleichgewicht halten kann. Zu den Einzeltests gehören verschiedene Sitz- und Stehtests. Das Gesamtergebnis
besteht aus einer Punktezahl, die dann ausgewertet wird.
Mit zunehmendem Alter nimmt die Muskulatur ab und das Laufen wird schwieriger. Auch die
Koordination und der Gleichgewichtssinn werden schwächer. Daher stellen rutschige und glatte Böden eine besondere Gefahr dar. Besonders das Badezimmer oder die Küche sind durch
die rutschigen Fliesen und Beschichtungen gefährlich.
Um diese Sturzquellen zu beseitigen, gibt es die Möglichkeit von Anti-Rutsch-Beschichtungen. Moderne Duschwannen sind bereits mit dieser Beschichtung ausgestattet. Aber diese
Hilfe lässt sich auch nachträglich an bringen. Diese sind für Fliesen, Holz, Kunststoff, Treppen, Metall oder Badewannen und Duschwannen aus Acryl erhältlich.
Die Beschichtungen können (ähnlich wie Farbe) einfach auf einen Untergrund aufgetragen werden. Nachdem diese Beschichtung getrocknet ist, ist das Laufen auf dem Untergrund
deutlich sicherer. Wer sich das Anbringen dieser Schicht selber zutraut, kommt deutlich günstiger weg, als wenn man das durch Fachpersonal durchführen lässt. Alternativ kann
man auch eine Anti-Rutschmatte an besonders gefährlichen Stellen hinlegen. Hier besteht dann allerdings die Gefahr, dass weniger mobile Personen über die Matte stolpern und
hinfallen.
Wer einen fundierten Mobilitätstest durchführen möchten, kann seit einiger Zeit auf digitale Hilfe zurückgreifen. Die App "Lindera" ermöglicht
es, ein Video vom Gang der gefährdeten Person aufzunehmen. Mit Hilfe von künstlicher Intelligenz (KI) wird dieses Video ausgewertet und analysiert.
Ziel ist es, das Sturzrisiko einer Person einzuschätzen und ggf. vorab Maßnahmen zu ergreifen. Die App ist ein zertifiziertes Medizinprodukt undleider nur auf
Rezept zu erhalten. Fragen Sie bei Ihrer Krankenkasse einfach mal nach.
Mehr Informationen zu dieser App finden Sie in unserem Artikel über Pflege-Apps.