Die Zeiten ändern sich. Früher ging man davon aus, dass Menschen mit zunehmendem Alter die Lust am Sex verlieren, weniger häufig Intimitäten wünschen oder diese weniger genießen. Doch längst ist klar, dass dieses Klischee nicht zutrifft und wir nur überkommenen Moralvorstellungen aufsitzen, wenn wir uns ungern Zärtlichkeiten zwischen Personen jenseits der 50 vorstellen.
Inhaltsverzeichnis dieser Seite
> Das Verlangen bleibt
> Eine Kulturgeschichte der Potenz
> Revolution der Potenzmittel
> Fazit
Mit wachsender Lebenserfahrung und den damit einhergehenden körperlichen Veränderungen wandelt sich zwar die Form sexueller Aktivitäten, aber der Wunsch nach Intimitäten bleibt – ebenso wie der Genuss. Experten sind sich längst sicher, dass man althergebrachte Vorstellungen überdenken sollte. Dabei findet jedoch eine Veränderung in der Quantität und Qualität statt: Der Wunsch nach Geschlechtsverkehr an sich sinkt häufig, bei den meisten Menschen geht er jedoch nie völlig verloren. Ergänzt man dann unser Verständnis menschlicher Sexualität um all jenes, was jenseits des reinen Geschlechtsakts stattfindet, kann reife Liebe ebenso erfüllend, voller Intimität und auch körperlicher Zuwendung sein.
Ein Thema, das untrennbar mit der Liebe im Alter verbunden ist, ist die Potenz, das heißt die physische Fähigkeit des Mannes, penetrativen
Geschlechtsverkehr zu haben. Dies ist relativ eng umgrenzt, denn es geht historisch weniger um den Sex als solchen, sondern die damit einhergehende
Zeugungsfähigkeit. Macht zu sichern hieß früher auch, Nachkommen und speziell Erben zu zeugen, denn die Vorstellung der eigenen Wirksamkeit
beschränkte sich nicht auf die eigene Lebensspanne, sondern auf einen dynastischen Zeitraum.
Heute wissen wir, dass selbst mit unerigiertem Penis eine Menge im Liebesspiel möglich ist und entfernen uns immer mehr von der Vorstellung, dass
Männlichkeit an das Vermögen “einen hoch zu kriegen” gekoppelt ist. Dennoch erzeugt die im Alter häufiger werdende erektile Dysfunktion eine Menge
Frust, denn viele Männer erwarten noch immer, sich so austoben zu können wie in jungen Jahren bzw. spüren diesbezüglich auch einen äußeren
Erwartungsdruck. Nicht zu vergessen ist ebenfalls, dass praktischer Geschlechtsverkehr gesundheitsfördernde Effekte hat und sich jenseits aller sozialer
Konventionen einfach gut anfühlt.
Um die Erhaltung der Potenz drehte sich schon immer ein umfassendes medizinisches Interesse. Angefangen von Ritualen und Regeln, die mit religiösen
Inhalten vermischt wurden über die Verwendung von Kräutern, Anleitungen zur körperlichen Ertüchtigung bis hin zur Nutzung exotischer und magischer
Mittel wurde diesem Aspekt der menschlichen Sexualität stets enormer Aufwand zugetragen. Doch das erste empirisch wirksame Mittel, das zuverlässig
versprach, Erektionsstörungen behandeln zu können, war Sildenafil, der Wirkstoff in Viagra.
Die Auswirkungen auf den Medizinmarkt war phänomenal. Bis zur Entdeckung dieses Medikamentes gab es oft wenig Hoffnung oder den Griff zu
unwissenschaftlichen Methoden. Manche Forscher gehen so weit, der Einführung von Viagra einen Rückgang der Wilderei bedrohter Tierarten zuzusprechen, die
als angebliche Potenzmittel missbraucht wurden.
Gesundheit im Alter umfasst viele Aspekte, auch jenseits organischer Gebrechen. Wer sich eine lebendige Sexualität erhält, tut etwas Gutes für Psyche und Körper und hat eine enorme Quelle für Lebensqualität. Dabei spielt es keine Rolle, welche Spielarten von Intimitäten gepflegt werden. Und selbst bei nachlassender Potenz gibt es heute wirksame Abhilfe.